Es hat mich sehr gefreut, dass bei meinem letzten Beitrag so viele von euch Interesse an dem Thema Synästhesie gezeigt haben 😊
Eine häufige Frage war, wie man sich das denn vorstellen kann, was ich da sehe. Meine Buchstaben sind schon immer bunt wie in dem Foto oben dargestellt. Außerdem sehe ich alles Gehörte und Gedachte als inneren Untertitel vor mir.

Ich versuche es euch zu erklären anhand eines Beispiels, das ihr hoffentlich selber nachvollziehen könnt. Wenn jemand ein Wort sagt wie zB „Elefant“ dann seht ihr sicherlich automatisch einen Elefanten vor eurem inneren Auge. Das lässt sich auch gar nicht verhindern. Der innere Gedankenraum ist bei den meisten sicherlich auch ein richtiger dreidimensionaler Raum. Ich sehe auch ganz normal den Elefanten, so wie ihr ihn seht. Bei mir taucht der Elefant in vielleicht 5 Metern Entfernung auf. Was bei mir besonders ist: Ich sehe generell alle von mir gedachten Wörter als inneren Schriftzug in etwa 10-50 cm Abstand vor mir. Gehörte Wörter sehe in an der Stelle im Raum, wo mein Gehirn den Sprecher vermutet. Die Buchstaben von diesen Worten sind bunt. Das ist für mich nicht anstrengend, denn es passiert automatisch. So wie es für euch und mich nicht anstrengend ist, den Elefanten zu sehen. Worte, die ich akustisch nicht richtig verstanden habe, deren Buchstaben sehe ich auch nicht, sondern nur einen matschigen Farbfleck. Zb bei Liedern oder Filmen passiert das häufig, wenn die mal wieder Nuscheln.
Wenn ich einen Text lese, sehe ich einerseits natürlich das was jeder sieht. Den Text hier zB weiß auf schwarz, weil Nachtmodus aktiviert. Gleichzeitig sehe ich überlagert auf jedem einzelnen Buchstaben meine eigenen Farben. Sehe ich ein schwarzes A, ist es für mich gleichzeitig auch gelb, weil mein A nunmal gelb ist.
Ein Mensch fokusiert generell immer nur einen kleinen Teil von dem was er so sieht. Der Rest ist unscharf und wird manchmal sogar gar nicht wahrgenommen. Deswegen gibt es das Phänomen, dass man sich bei einem langen Wort vor allem auf die Anfangsbuchstaben konzentriert. Das ist bei mir genauso. Ein Wort setzt sich aus den einzelnen Buchstaben und deren Farben zusammen, wie bei einem Gemälde. Wenn wir ein Gemälde mit Meer und Himmel und Sonne sehen, würden wir sagen, dass die Farbe vom Gemälde blau ist, auch wenn kleine Teile vom Bild gelb sind wegen der Sonne. Das ist bei mir auch so. Die meisten Worte haben eine Hauptfarbe, meist die vom dominanten Anfangsbuchstaben und zusätzlich noch ein paar Nebenfarben von den nachfolgenden Buchstaben. zB das Wort Frieden ist grün, denn das große F am Anfang ist sehr dominant und grün. Aber das Wort hat auch rote Anteile zB vom e. Generell leuchten Vokale bei mir sehr stark und sind auch relativ dominant.
Wörter wie zB „Gelb“ sind gelb und „Blut“ ist rot, weil die Bedeutung der Wörter auch noch zusätzlich alles überlagert. Dann sehe ich das schwarz der Schrift der Wirklichkeit, die Farbe der Bedeutung überlagert und dann noch meine eigenen Buchstabenfarben überlagert. Also drei Ebenen übereinander 😆 Eigenlich ist in meiner Welt Gelb nämlich Lilarot und Blut ist Blaurot.
Ich freue mich natürlich über weitere Fragen und schreibe gerne demnächst noch von meiner Geschichte, wie ich von meiner Synästhesie erfahren habe 😊