Hier mal ein positiver Erfahrungsbericht einer schwierigen Eingewöhnung:
Meine Tochter ist
– extrem willensstark.
– fremdelt stark seit sie 5 Monate alt ist.
– kannte als Erwachsene nur die Ärzte, von denen sie leider im ersten Lebensjahr sehr viel Schmerzhaftes, langes Fixieren und Trennungen von mir erdulden musste.
– sehr anhänglich. Lässt sich selbst jetzt noch auf dem Spielplatz von mir so gut wie nie absetzen.
1. Monat Eingewöhnung:
Sie war nahezu ausschließlich auf meinem Arm, weil sie sich nicht ohne hysterisches Weinen absetzen ließ. Weinen, wenn die Erzieherinnen es gewagt haben sie anzugucken. Anfassen erst Recht gar nicht erlaubt. Auf den Arm nehmen lassen? Niemals
Nach dem ersten Monat hatte ich starke Zweifel. Immerhin durften die Erzieherinnen sie mittlerweile immer öfter angucken und auch schonmal Gegenstände reichen. Sie durften sie aber meist immer noch nicht anfassen. Deshalb haben sie den Kontakt nur selten und dann eher aus der Ferne versucht zu machen. Die Erzieherinnen meinten, so einen extremen Fall wie meine Tochter hatten sie in all den Jahren noch nie erlebt. Trotzdem haben sie den Hoffnung nie aufgegeben und meiner Tochter nie zu verstehen gegeben, dass an ihr etwas falsch oder doof ist.
2. Monat:
– Erste Trennung nach 5 Wochen Eingewöhnung, um mal zu gucken wie sie reagiert. Sie saß auf der Nestschaukel, weil das der einzige Ort war, wo sie sich regelmäßig für einige Zeit absetzen ließ und weil sie sich noch immer nicht auf den Arm nehmen ließ. Und… Es hat einfach geklappt. Sie hat eine Minute beim Verabschieden geweint und danach nicht mehr und saß einfach weiter auf ihrer Nestschaukel.
– Am nächsten Tag wieder Trennung. Wieder eine Minute Weinen. Und dann das Verblüffende: Sie ließ sich von der Bezugserzieherin auf den Arm nehmen und trösten.
– Ab diesem Tag war alles wie ein Schalter umgelegt. Sie ließ sich auf den Arm nehmen, sogar von allen Erzieherinnen und nicht nur von ihrer Bezugserzieherin.
– Sie lässt sich seitdem auf dem Boden in der Kita absetzen. Und das obwohl sie sich auf dem Spielplatz mit mir weiterhin nicht absetzen lässt.
– Über 1,5 Monate hinweg haben wir schrittweise die Trennungsdauer erhöht bis auf 3,5 h hoch.
Nach 3 Monaten:
– Erster Mittagsschlaf.
– Sie schläft sonst nur in der Trage oder beim Einschlafstillen und ich darf mich dann normalerweise nicht bewegen und nur sehr selten aufstehen.
– In der Kita alles kein Problem. Sie schläft in ihrem Bettchen innerhalb kürzester Zeit ein. Hauptsache eine Erzieherin geht während dem Einschlafen nicht vom Bett weg.
Ich bin so froh, dass wir sie schon so früh (mit 12 Monaten) in die Kita geschickt haben. Die positiven Erfahrungen tun ihr so gut. Sie blüht richtig auf und hat seitdem viel weniger Angst vor Erwachsenen und fremdelt viel weniger. Ich habe richtig das Gefühl, dass ihre negativen Erfahrungen vom ersten Lebensjahr durch neue positive Erfahrungen überschrieben wurden. Ich bin der Kita und den Erzieherinnen so dankbar, dass sie meiner Tochter soviel Zeit gelassen haben. Einen Monat ohne Trennungen oder Anfassen macht nicht jede Kita mit, habe ich von vielen anderen Müttern in derselben Situation erfahren.
In einer idealen Welt mit unendlicher Zeit wäre ich gerne so vorgegangen wie im Beitrag von KathiS beschrieben (danke für den wirklich tollen Beitrag). Sie schreibt, dass das Kind sich erst wohlfühlen sollte, mit den Erziehern spielen möchte und sich bei der Trennung ablenken lassen sollte, sodass es nicht weinen muss. Bei unserer Tochter hätten wir vermutlich Jahre warten müssen, bis sie von alleine den Kontakt gesucht hätte. Das sehe ich ja daran, dass wir seit Monaten auf den immer gleichen Spielplatz gehen und es in all den Monaten dort auch nie besser wurde. Deshalb haben wir trotzdem eine Trennung gewagt. Wenn sie sich bei dem Trennungsversuch nicht in 5 Minuten hätte beruhigen lassen, hätten wir die Trennung aber abgebrochen und ihr nochmal deutlich mehr Zeit gelassen.
Auf jeden Fall möchte ich mit diesem Post Mut machen, dass eine Eingewöhnung klappen kann, auch wenn es am Anfang und auch später noch fast unmöglich aussieht. Hauptsache man schafft es das Tempo dem Kind anzupassen.